Rezitation von Gedichten - Frankfurt am Main
Ein Interview mit Jörg Lüdecke
Wer das Literatur-Live-Erlebnis, die Rezitation, familiärer mag und speziell auf Goethe zugeschnitten, engagiert den Goethe-Rezitator Jörg Lüdecke aus Frankfurt am Main.
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Jörg, warum wollen die Leute Goethe hören?
Ich glaube, es ist die Sehnsucht Goethe als Dichter näher kennenzulernen. Das geht mit der Rezitation seiner Gedichte am besten. Wenn Goethe Gedichte schreibt, also Lyrik, sind das immer Reflexe unmittelbarer Erfahrung und eines bestimmten Seelenzustands – zwischen himmelhochjauchzend bis zum Tode betrübt.
Schlüpfen Sie in die Rolle Goethes?
Nein, ich will Goethe nicht spielen, sondern seine Gedichte ins Hier und Jetzt stellen. Sprechen ist stärker als Schrift. Das gesprochene Wort und Klang berühren dich mehr!
Warum bringt uns Rezitation Goethe näher?
Der Dichter möchte gehört werden. Goethe liebte es, seine Gedichte vorzutragen.
Warum rezitieren Sie Goethe?
Wenn man in Frankfurt am Main lebt, Goethes Heimatstadt, ist Goethe allgegenwärtig. Also, habe ich mich irgendwann stärker für Goethe interessiert – und angefangen, wieder Goethe-Gedichte zu lesen. Und hatte Spaß daran, einige auswendig zu lernen.
Wer hört sich die Rezitation von Goethe-Gedichten an?
Alle, die es wollen. Zum Beispiel die 7. Klassen in Schulen oder Geburtstagskinder, die auf der Frankfurter Gerbermühle feiern, oder Menschen, die bei einer Führung die neue Altstadt in Frankfurt mit Goethe erleben wollen.
Goethe-Rezitation in der Frankfurter Altstadt, ist das nicht schwierig wegen des Treibens ringsherum?
Eigentlich nicht, es findet sich immer eine ruhige Ecke. Außerdem hat meine Führung durch die neue Frankfurter Altstadt ihre eigenen Gesetze. Wir spazieren, wir entdecken, wir staunen. Immer auf Goethes Spuren.
Gibt es eine Lieblingsroute?
Ja, Goethes Route: vom Elternhaus, also dem Goethe-Haus, am Großen Hirschgraben, vorbei am Karmeliterkloster, zum Römer. Wir schreiten über den Krönungsweg der deutschen Könige und Kaiser, schauen am Fünffingerplatz vorbei, kommen zur Goldenen Waage, spazieren schließlich rund um den Dom herum bis zum Haus von Goethes Tante Johanna Melber am Hühnermarkt. Und gehen langsam wieder zurück zum Römer - mit erstaunlichen Informationen zu den Krönungsfeierlichkeiten der deutschen Könige und Kaiser.
Wie viel Zeit sollte man einplanen?
1 Stunde mindestens.
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Was erfreut das Publikum an der Rezitation?
- Goethe-Gedichte live zu hören.
- Bekanntes – oftmals aus der Schulzeit - wiederzuhören.
- Die Inspiration, mehr Lyrik zu genießen.
- Dem Rezitator Fragen zu Goethe zu stellen.
Was freut den Rezitator?
- Goethe-Gedichte zu rezitieren.
- Goethes Werk lebendig zu gestalten.
- Erkenntnisse über Werk, Dichter-Biographie mit unserer Erfahrung
und Lebenswirklichkeit zu verbinden.
- Der Dialog mit dem Publikum.
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Was ist Rezitation genau?
Rezitation (von lat. recitare „vorlesen“; auch der auswendige Vortrag) ist die künstlerische Interpretation von Werken der Lyrik und Prosa mit Hilfe von Sprache und Darstellung. Ausführender der Rezitation ist der Rezitator. Seine Absicht ist es, literarische Werke hörbar zu machen.
Rezitation und Deklamation
Goethe wäre wohl nicht Goethe, hätte er sich nicht auch über Sprache und das gesprochene Wort Gedanken gemacht. In seinen „Regeln für Schauspieler“, die zwischen 1803 und 1824 entstanden und 13 Paragraphen zu Rezitation und Deklamation enthalten, fließen Goethes Erfahrungen als Dramatiker, als Dramaturg und als Leiter des Weimarer Hoftheaters (1791 bis 1817) ein. Seine Idealvorstellung:
Rezitation kennt keine Leidenschaften und liege in der Mitte zwischen kalt, ruhig und aufgeregt.
Deklamation ist die gesteigerte Rezitation. Der Vortragende müsse sein Naturell verleugnen und sich ganz in die Lage und Stimmung desjenigen versetzen, dessen Rolle deklamiert werde.
Deklamierkunst ist vergleichbar mit Musik. Das Risiko liege im Abrutschen zu Monotonie und zum Predigerton.
Ich bewege mich auf dem Feld zwischen Rezitation und gesteigerter Rezitation, sagt Jörg Lüdecke.
Eine Ballade braucht einen ruhigen Erzählton, der bei direkter Rede emotionaler werden muss, z. B. „Erlkönig“. Die gesteigerte Rezitation von Lyrik erlaubt es, die Gefühlswelten des Dichters nachzuempfinden.
Deklamierkunst vertragen bei Goethe Gedichte wie „Natur und Kunst“ oder „Das Göttliche“. Ein schöner, auch von Goethe gewollter Effekt: wenn es beim Rezitieren gelingt, aus Sprache Klang zu machen.
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